Berner Zeitung, Langenthal – 16 August 2013
Rumisberg – Als Künstlerduo haben Ania Losinger und Mats Eser mit ihrem einzigartigen, selbst kreierten Bodenxylofon schon zahlreiche Länder bereist.
Seit März dieses Jahres wohnen und proben die beiden in Rumisberg. Wohl die wenigsten im Dorf werden es wissen: Doch in Rumisberg liegt seit vergangenem März das neue Zuhause des interessantesten Künstlerduos der Schweiz. Und wer sich im Neubau von Ania Losinger und Mats Eser am Weissacher umsieht, dem wird schnell klar, was im Leben der beiden, die zuvor in Gerzensee gewohnt haben, eine wichtige Rolle einnimmt. Mitten in der Wohnung liegt nämlich offen ein grosser Proberaum. Dieser ist so geräumig, dass er auch für Privatkonzerte oder als Aufnahmestudio benutzt werden kann. Neben dem Marimbaphon von Perkussionist Mats Eser und anderen Klangobjekten findet sich hier auch das Herzstück des Duos: das knapp 4oo Kilogramm schwere Bodenxylophon XALA, bestehend aus 24 Klangstäben. Ania Losinger besitzt drei dieser Instrumente, eines davon ein elektroakustisches. “Und alles Unikate”, sagt die 43-Jährige.
Mit den Flamencoschuhen
Denn alle Xalas sind Eigenkreationen, die Ania Losinger zusammen mit dem Berner Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern entwickelt hat. Das Instrument besteht aus besonders strapazierbarem, ostafrikanischem Holz. und das ist auch zwingend nötig: Kaum ein anderes Instrument wird so stark beansprucht wie die Xala. Mit Flamencoschuhen, mit zwei Stöcken in der Hand, entlockt Ania Losinger dem begehbaren Xylofon mit verschiedenen Schrittfolgen über zwei Oktaven zuvor nie gehörte Klänge.
Der Rhythmik ist Ania Losinger schon lange verbunden. Nach ihrer Grundausbildung im Nationalkader der Rhytmischen Sportgymnastik und ihrem Studium am Konservatorium Zürich begann sie eine Ausbildung zur Flamencotänzerin. “Ich wollte immer schon Klang und Tanz zusammenbringen”, sagt sie. Doch im Flamenco gelang ihr das nur teilweise. “Irgendwann kam ich nicht mehr weiter. Der Flamenco entsprach einfach nicht meiner Mentalität.” Weshalb sie aus diesem Tanzstil ausbrechen wollte und sich dazu entschloss, etwas Eigenes zu machen.Kurz darauf, 1998, war die Idee zumersten Xala geboren. Bei einem Konzert, das ein gemeinsamer Freund organisiert hatte, lernte Ania Losinger schliesslich Marimbaspieler Mats Eser (49) kennen, der ebenfalls am Konservatorium Zu?rich studiert hat.
Rasch erkannten die beiden, wie gut ihre beiden Instrumente miteinander harmonieren. Dabei komme ihre Musik vor allem in Kirchen besonders gut zur Geltung, sagen sie. Weil hier die Akustik am besten ist.
«Den ganzen Globus bereist»
Mittlerweile haben Losinger und Eser nicht nur hierzulande, sondern auch im Ausland auf zahlreichen Bühnen gestanden. «Wir sind praktisch um den ganzen Globus gereist,» sagt Ania Losinger. Regelmässig sind die beiden in Deutschland,Österreich, Italien und den Beneluxländern auf Tour. Schon bald steht die nächste an – nach Schweden.
Alle zwei Jahre ausserdem begibt sich das Duo auf eine grössere Reise. In Russland, Nordamerika, aber auch in China ist es schon aufgetreten. Die Eindrücke, die es 2010 bei seinem Aufenthalt in Shanghai gesammelt hat, hat das Künstlerduo in seinem Stück «Shanghai Patterns» verarbeitet. In diesem tanzt Ania Losinger auf dem Xala 70 Minuten am Stück – ohne Pause. «Auch Shanghai macht keine Pause – diese Stadt schläft nie», sagt die Tänzerin.
Doch egal wo auf der Welt sie auftreten, überall registrieren die beiden Künstler die grosse Faszination, die ihr Bodenxylofon ausstrahlt. Den Grund hierfür sieht Mats Eser in der Komplexität des Instrumentes: «Einerseits ist es neu, die Leute kennen es nicht. Andererseits haftet dem Xala aber etwas Archetypisches an.» Mittlerweile sind auch die Medien auf das Duo aufmerksam geworden. Neben Auftritten in der Talksendung Aeschbacher und bei «10 vor 10» wurde Xala 2010 ausserdem für den Schweizer Kinofilm «Bödälä-Dance the Rhythm» von Gitta Gsell porträtiert.
In Rumisberg hätten sie sich bereits gut eingelebt, sagen Ania Losinger und Mats Eser. Die beiden können sich gut vorstellen, in Zukunft häufiger auch Konzerte in der Region zu geben. Am liebsten in einer Kirche – und an diesen fehlt es ihnen hier bestimmt nicht.
Sebastian Weber